Ob es das Ausnahme-Handball-Talent ist, oder die gelähmte Schwimmerin, die nicht aufgibt, die unerschrockene Schaf-Hüterin in der Barker Heide oder der Obst-Retter: In unserem schönsten aller Bundesländer gibt es zu seinem 70sten Geburtstag eine Vielzahl von Geschichten zu erzählen. Entdecken Sie sie.
Aus dem Buch zur Serie „Wir Schleswig-Holsteiner“ der Kieler Nachrichten, mit Fotos von Frank Peter.
Knud Knudsen
Der Sand unter seinen nackten Füßen, der Wind, der ihm ins Gesicht weht, und dieses Gefühl, eng mit der Natur verbunden zu sein – das ist es, was den Wattpostboten Knud Knudsen an seinem Job begeistert. „Als ich gehört habe, dass die Stelle frei wird, habe ich mich deshalb sofort beworben und gleich die Zusage bekommen“, erzählt der 61-Jährige, dessen Arbeit vom Tidenkalender bestimmt wird. Denn seine Aufgabe lautet, den Bewohnern der Hallig Süderoog von Pellworm aus Post, Butter und Milch zu bringen. Und das geht nur bei Niedrigwasser. Zurück muss er ja auch noch.
Anja Jensen
Normalerweise steht Anja Jensen hinter der Kamera. Doch nun blickt die Fotokünstlerin am Bülker Leuchtturm ins Objektiv und erfüllt alle Wünsche bestens gelaunt. Bülk und Strande sind vertraute Orte für die Katamaran-Seglerin, hier geht sie auch noch im Dezember schwimmen. 2016 weilte sie im Rahmen des Deutschland-Jahres mehrere Monate in Mexico. Herausgekommen sind einzigartige Fotoarbeiten, die in einem der gefährlichsten Stadtteile Mexico-Citys entstanden sind, mit denen sie für mehrere Wochen den deutschen Pavillon in Mexiko bestückt.
Kirsten Bruhn
Die querschnittsgelähmte Kirsten Bruhn hat als Schwimmerin alles gewonnen. Bemerkenswert ist aber vor allem, wie die dreifache Paralympics-Siegerin und 38-malige Weltrekordlerin ihr Schicksal meistert. „Ohne den unglücklichsten Tag in meinem Leben hätte es die glücklichsten wohl nie gegeben“, lautet ihre Botschaft an verzweifelte Betroffene. Der Tag, der ihr Leben veränderte, liegt ein Vierteljahrhundert zurück. Motorradunfall auf Kos, unverschuldet, Beginn einer Leidenszeit, lebenslang. Doch die 47-Jährige hat sich ins Leben zurückgekämpft.
Meinolf Hammerschmidt
Alles begann mit einem Besuch in Angeln vor 30 Jahren. Dort hörte Meinolf Hammerschmidt von einem Apfelbaum: ein Angelner Herrenapfel, 150 Jahre alt – und der letzte seiner Art. Der Gärtnermeister und Biologielehrer fand, solch eine aromatische Apfelsorte darf nicht aussterben, und machte die Rettung alter Obstsorten zu seiner Lebensaufgabe. Heute gedeihen der Angelner Herrenapfel oder der Finkenwerder Herbstprinz wie- der in den Gärten, dank Meinolf Hammerschmidt, dem 72 Jahre alten Obstbaukundler aus Sörup, der selbst mehr als 700 Apfelsorten hütet.
Birgit Voigtländer
In Schleswig-Holstein gibt es vier Hüte-Schäfer. Eine Schäferin ist Birgit Voigtländer. Hüte-Schäfer ziehen mit ihren Tieren durch die Natur, Schafhalter lassen ihre Tiere in festen Bereichen grasen. 70 Prozent dieser Schafe laufen auf den Deichen. Birgit Voigtländer, die in Aukrug wohnt, hütet rund 800 Schafe in der Barker Heide, einem Naturschutzgebiet zwischen Bad Segeberg und Bad Bramstedt. Gut, dass sie vom Land eine Prämie für die Bewirtung der Fläche bekommt, denn nur vom Verkauf von Lämmern könnte sie nicht leben. „Für Wolle gibt es kaum noch etwas“, bedauert sie.
Jann Mextorf
Sollte ein Fernsehteam mal wieder einen typischen Fischer suchen, Jann Mextorf wäre die perfekte Besetzung. Der Husumer ist groß und kräftig, das spürt man an seinem Händedruck. Auch sein Vater sei stark gewesen: „Als bei einem Kollegen mal die Ankerwinde kaputt war und der Anker am Meeresboden festhing, zog mein Vater ihn mit bloßen Händen nach oben.“ Mit 15 lernte Jann Mextorf das Handwerk von der Pike auf, mit 20 kaufte er sich ein eigenes Schiff. Seit 1977 gehören er und „Cornelia“ zusammen. 68 ist er jetzt, ans Aufhören denkt er nicht.
Isabel Jahr
Die Lage des Constanzehofs ist ein Traum, direkt am Deich der Stör, nicht weit von Itzehoe. Aus den reetgedeckten Stallungen blinzeln Pferde in die Sonne, selbst die Schäferhunde wirken entspannt. Gleiches gilt für Isabel Jahr. Die Reiterin lebt ihren Traum auf dem Anwesen aus dem 17. Jahrhundert, das ihr Großvater, der Hamburger Verleger John Jahr, 1952 in schlechtem Zustand erwarb: Sie züchtet Holsteiner Pferde. Vielleicht wird einmal ihre Tochter Ellen davon profitieren. „Es bleibt mein großes Ziel, ein Top-Pferd in den großen Sport zu bringen“, sagt sie.
Hannes Nygaard
In Deutschland gibt es etwa 50 Autoren, die vom Schreiben ihrer Krimis leben können. Hannes Nygaard ist einer dieser Profis. Der frühere Unternehmensberater hat 37 Krimis veröffentlicht, deren Auflagen die Millionengrenze überschritten haben. In seinem im August erschienen Buch „Stadt in Flammen“ thematisiert er im sozialen Brennpunkt Kiel-Gaarden die Konflikte, die zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen herrschen. „Ich profitiere bei der Recherche von meinen guten Kontakten zur Polizei in Husum und zum Landeskriminalamt“, versichert er.
Ute Drews
Ute Drews, 60, Chefin des Wikinger-Museums in Haithabu, bezeichnet Haithabu und die Hamburger Hallig als ihre Lieblingsorte in Schleswig-Holstein. „Nichts als Weite und Natur, die Halligwelt ist für mich immer wieder faszinierend.“ Seit 1987 arbeitet sie in Haithabu, seit 1992 leitet sie das Museum, das zur Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf gehört. „Hier kann ich meine Leidenschaft, Wissen zu vermitteln, in vollen Zügen ausleben.“ Und das will sie noch einige Jahre tun. Gerade gilt es, die Restaurierung des Museums voranzubringen.
Rune Dahmke
Schon sein Vater Frank Dahmke wurde beim THW Kiel zum Bundesliga- und Nationalspieler. Der 23 Jahre junge Filius toppte das noch: Im Januar 2016 war Rune Dahmke Mitglied der „Bad Boys“, jener Mannschaft, die mit dem Gewinn des Europameistertitels in Deutschland ein Handball-Wintermärchen schrieb. Der Karrieresprung aus der THW-Jugend ins Profiteam ist eine absolute Ausnahme. „Die Chance tendiert gegen Null“, sagt der Linksaußen, „aber ich habe im Stillen daran geglaubt.“ Rune Dahmkes nächstes Ziel: die WM im Januar.
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